Otto Sauter wäre am Tag der Veröffentlichung dieses Videos - am 26.01.2024 - hundert Jahre alt geworden. Für mich Grund und Anlass, ihm die Ehre zu erweisen und ihn - und uns alle - zu beschenken. Otto war Vorbild, unbedingte Respektsperson, Mentor und oft auch ein väterlicher Freund für mich. Ich spielte als junger Kerl unter seiner Leitung im Musikverein Saxofon und er sah und spürte ganz genau, was musikalisch mit mir los war: Er forderte und förderte mich auf seine ganz ureigene Art und Weise, sehr wohlgesonnen aber nicht auf Kuschelkurs. Unvergessen hierbei ist die Geschichte, als Otto mit mir zu einem Jazzworkshop nach STUTTGART fuhr. Dozent war die Jazzlegende Herb Geller (Altsaxofon) und es war ein super Nachmittag…. Ich spielte mit den anderen jungen Wilden um die Wette, bis mir "D´Goscha brennt hätt" und Otto fachsimpelte mit Herb Geller über dessen Buch und über Harmonieverbindungen…

 

Otto hielt große Stücke auf mich - und ich auf ihn… Als ich dann selber auf dem Weg zum Dirigentendiplom war, paukte er mit mir dann erfolgreich und geduldig Harmonielehre und Tonsatz im Arbeitszimmer auf dem Frohnhof…! Heute ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben.;-)

 

Was Otto für den Musikverein Deißlingen geleistet kann in den Chroniken des MVD nachgeblättert werden. Der Meilenstein schlechthin ist allerdings der wunderbare Deißlinger Narrenmarsch, der auch noch erklingen wird, wenn uns allen schon längst kein Zahn mehr wehtun wird… Er wurde 1954 im Ochsensaal uraufgeführt. (Do hätt i au mol wella Mäusli si....) Nachdem ich schon vor Jahren für die Narrenmessen eine Intrade zum Narrenmarsch verfasst und mit dem Musikverein aufgeführt hatte, kam mir im Rahmen der Vorplanungen des 100-jährigen Jubiläums der Narrenzunft, zum 70. Jubliäum des Narrenmarsches und Ottos 100. Geburtstag eine Idee:

 

Ich wollte die Deißlinger Nationalhymne völlig anders inszenieren und vor allem eine gesungene Version - die bis dato nicht existiert hat - an ´s Tageslicht holen. Die Version sollte den Charakter einer Wirtshaus- oder auch Stubenmusik haben - schlank und anders instrumentiert, als man ihn von den bestehenden Tonaufnahmen kennt… So bat ich beispielsweise die langjährige Musikerfreundin Renate Glunk, ob sie nicht Lust und Laune hätte, den Narrenmarsch auf Otto ´s Akkordeon einzuspielen… Renate sagte mir spontan zu und ihr famoses Akkordeonspiel bildet nun die klangliche Mitte dieser Version, um die sich alles herum aufbaut und wunderbar miteinander verbindet! Manfred „Ledder“ Schmeh an der Tuba, Andi Lissy am Flügelhorn, Otto´s Schwiegersohn Jürgen Traber an der Posaune und Elke Basler an der Klarinette brachten ihre wunderbaren Fähigkeiten und Talente mit ein und fertig war ein herzerfrischendes, neues Stück Musik obwohl altbekannt und 1000-fach gehört! Deutlich zu hören und zu sehen sind in dieser Aufnahme das Posaunenglissando - das Muhen des Hage - und die nach vorne geholte, polkahafte Klarinettenpassage, die im Tutti eines Orchester eher verschwindet. Aber: Fir a Stubamusik sauguat! Und: Mein lieber Nachbar und Oberfasneter Mundo hätt da Hage wieder lebig gmacht! So ka´s nu er. Otto nannte ihn sogar mal respektvoll "Herr Kollege"!

 

Der Gesang auf dieser Aufnahme liegt fest in Familienhand und jetzt stellen sich mir sogar beim Schreiben die Nackenhaare: Drei Generationen - Tochter Gabi, die Enkel Manuel und Marcel sowie der Urenkel Alexander verleihen dieser Version mit ihrem Gesang einen emotionalen Charme, der mir tatsächlich feuchte Augen macht. Die Brücke aus längst vergangen, goldenen Fasnetstagen in ´s Jahr 2024!

 

Möge Euch dieses Video in eben diese Zeiten entführen und Euch das Tor zu unserer Fasnet neu öffnen, fernab von Bumm Bumm Bars und Kommerz! Diese Sache hier beschreitet völlig andere, heimatliche, emotionale, nostalgische und Narrenstubamusikalische Pfade… Habt den Mut ihr Narra und Musikanta, sie auch an der Fasnet zu beschreiten… Lond as Hoarnwerk uff, Dond Narra und mached Musik bis d´Goscha wai duat!!!

 

In diesem Sinne: Vu hott, Wischt kummad her ihr Narra, as greeschte Fäscht im Johr des firad mir mit Hoarn.

 

Vill Spass beim Gucka und Losa, i hoff as gfellt eib do hunna - und deana dett doba au....

Volker Basler, Pilgrims Alley, 2024

 

Apropos: Narrenmarsch und Text: Bei Recherchen bin ich auf eine sehr schöne Geschichte gestossen… Beim Texten des Narrenmarsches soll Romuald Hengstler offenbar tatkräftige Unterstützung von der unvergessenen Hilde Hengstler (ehemals wohnhaft in der Pfarrgasse, Pfarrhauserin von Ehrenbürger Pfr. Alfons Stegmaier und Frau der ersten Stunde beim Gassentheater) eingefordert und auch bekommen haben… Hilde wollte allerdings - bescheiden wie sie war - im Hintergrund bleiben…! Hau i nit gwisst, Schee, gell?

 

PS: Auch Schnitzer Hans Höflein wäre 100 Jahre: Er hätt im Hage si Gsiit gea... Kraftvoll, bezaubernd, einzigartig: Sauter - Höflein - Hengstler... ein strahlender Dreiklang mit unbändiger Kraft - wia an Hage halt...